2013

Katrin und der schwedische Obrist

Frankenwinheim 1632: Ein Dorf spielt seine Geschichte
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    Das Scheinwerferlicht fällt auf ein kleines Dorf in Unterfranken mitten im 30-jährigen Krieg. Es ist eine Geschichte, wie sie tausendfach in dieser schrecklichen Vergangenheit geschehen ist. Brutale Machtausübung steht verzweifelter Wehrlosigkeit, Rache und Vergeltungssucht stehen mitmenschlicher Barmherzigkeit gegenüber. Auf der Höhe der Auseinandersetzung findet die Dorfgemeinschaft dennoch eine versöhnliche Lösung.

    Ein Dorf spielte seine Geschichte in Versform und Mundart nach einem Text von Fritz Röll.

    Ein Dorf wehrt sich gegen Plünderer

    38 Akteure auf der Bühne dazu das übliche Personal in der Technik und hinter der Bühne und sechs restlos ausverkaufte Vorstellungen – das Frankenwinheimer Theaterprojekt „Katrin und der schwedische Obrist“ hat beeindruckende Zahlen vorzuweisen. Die guten Vorzeichen wurden nun in der Premiere des Stücks bestätigt.

    Regisseurin Silvia Kirchhof und ihrer Assistentin Monika Freiberger ist es gelungen, das große Team von Laiendarstellern auf ein professionelles Niveau zu bringen. Zum positiven Gesamteindruck trugen auch die ausgefeilte Licht- und Tontechnik, das stimmige Bühnenbild und die Ausstattung bei.

    Echte Soldaten

    Und natürlich waren alle Darsteller mittelalterlich gekleidet und passend geschminkt und frisiert. Denn das Stück spielt zur Zeit des 30-jährigen Krieges. Ein Schwedenheer fällt plündernd in Frankenwinheim ein. Der Clou der Aufführung ist, dass das Schwedenheer von richtigen Soldatinnen und Soldaten gespielt wird: Sie kommen von der Volkacher Patenkompanie der Bundeswehr und sind mit offensichtlicher Spielfreude und schauspielerischem Talent dabei.

    Leben oder Tod? Die Frankenwinheimer sind entschlossen den Obristen zu hängen. Doch ein alter Brauch könnte ihm das Leben retten. Wird es dem Pfarrer und Katrin gelingen, sie zu überzeugen?
    In über sechs Monaten Vorbereitungszeit mit Schauspielunterricht, fränkischem Sprachunterricht, Kostümfindung und -schneiderei entstand eine Gruppe, die in das große Ziel viel Arbeit, Engagement und Herzblut investiert hat.

    Alle Premierengäste waren sich einig, dass sich der große Aufwand gelohnt hat. Bürgermeister Robert Finster lobte alle Beteiligten und dankte ihnen für ihren Einsatz. Selbstironisch gab er zu, dass er zu Beginn nicht an den großen Erfolg geglaubt habe. Es sei ihm aber wichtig gewesen, dass eine Kommune nicht nur für Kindergärten und Kanäle Mittel zur Verfügung stellt, sondern auch die Kultur fördert – sonst gehe die Leichtigkeit im Leben verloren, meinte er.

    Entscheidung für die Optik

    Autor Fritz Röll war sichtlich gerührt, auch wenn er den Inhalt des Stückes natürlich schon kannte. In einer launigen Rede dankte der 81-Jährige allen Akteuren und erklärte dem Bürgermeister, dass die Rolle der couragierten und toleranten Katrin zwar vom Wesen her gut zu ihm gepasst hätte, doch die Optik für Alexandra Detsch den Ausschlag gegeben habe.
    Im Stück geht es im Wesentlichen darum, dass ein Schwedenheer unter der Führung des Obristen Vorbusch versucht, Frankenwinheim zu überfallen, aber die Bevölkerung widersetzt sich den Soldaten und muss dann unter den eindringenden Schweden leiden. Scheunen werden abgebrannt, Keller geplündert und die Einwohner misshandelt. Jahre später wollen die Frankenwinheimer dann bittere Rache nehmen, als sie den Befehlshaber der Schweden in die Finger bekommen.
    Im Mittelpunkt der Handlung steht eine selbstbewusste junge Frau namens Katrin, die von der erwähnten Alexandra Detsch mit viel Einfühlungsvermögen, fränkischer Textsicherheit und „Kuraasch“ dargestellt wird. Sie bewahrt das Dorf vor größerem Schaden, indem sie mutig an das Ehrgefühl des Obristen appelliert. Sie rührt damit nicht nur das Herz von Alexander Vorbusch, sondern auch das der Theaterbesucher und sorgt für Gänsehautmomente mit eindringlichen Texten und Liedern.

    Profi lobt Laien

    Die männliche Hauptrolle des Obristen Vorbusch ist mit dem Profischauspieler Horst Kiss besetzt. Er brachte als Co-Regisseur auch viele Ideen ein und fungierte als schauspielerisches Vorbild für die Laiendarsteller. Für diese hatte der Profi viel Lob und Respekt übrig – auch wenn die Vorbereitung viel Zeit kostete.
    In den Nebenrollen glänzten engagierte und originelle Schauspieltalente aus der heimischen Bevölkerung. Sie steuerten immer wieder fränkische Redewendungen mit viel Sprachwitz bei und gewannen so dem eigentlich ernsthaften und dramatischen Stück auch komische Seiten ab.
    Die musikalische Regisseurin, Silvia Kirchhof, hatte natürlich auch ein paar Lieder aus der damaligen Zeit in das Stück eingebaut. Sie erzählen auch heute noch vom harten Leben der Menschen und gehen zu Herzen.
    Mit viel Freude und Eifer sammelten darüber hinaus auch mehrere Frankenwinheimer Kinder erste Bühnenerfahrung und konnten während der Proben so mache typische Redewendung im Dialekt aufschnappen.

    Akteure

    Frankenwinheimer Bevölkerung: Arnold Sendner, Albert Hein, Ingeborg und Karlheinz Stöcklein, Karl Weikert, Egon Sperling, Andreas Hohmann, Josef Mößlein, Michael Weber, Cornelia Auer-Maier, Sabine Walter, Gabriele Götz, Elvira Burger, Stefanie Dülk, Scotty Riggins sowie Herbert Strasser;
    Frankenwinheimer Kinder: Celina Stöcklein, Yannis, Eliah, Marilina und Denise Walter, Steven Detsch, Dominic Hohmann sowie Paulina Maier;
    Hauptdarsteller: Alexandra Detsch (als Katrin) und Horst Kiss (als Obristen Vorbusch);
    Soldaten: Jörg Ewers, Julia Stadler, Jan Graichen, Thomas Felber, Steffen Schneevoigt, Jan Müller, Alexander Müller, Theerayut David, Christine Wolf, Stefan Biel und Florian Slupecki;
    Regie und Assistenz: Silvia Kirchhof, Monika Freiberger und Horst Kiss;
    Technik und Helfer hinter der Bühne: Katja Hohmann, Klaus Müller, Margot Kirchhof, Sabina Gassner, Kristina Schubert, Anna-Sophia Schemm, Gabi Kirchhof, Andrea Kindenberger, Kurt Helbig und Anni Barthelme.